Pflanzentreibstoffe verschärfen Hungerelend und Klimawandel.

Als Mitglied des Women in Development Europe (WIDE) Netzwerks Österreich war ich maßgeblich an der Erstellunge eines WIDE-Positionspapiers zu Agrotreibstoffen im Vorfeld der Kopenhagener Klimakonferenz und an der Formuliereung der folgende Presseaussendung beteiligt.

Ttl.: Für Frauen in armen Ländern ist Agrosprit die falsche Antwort auf den KlimawandelUtl.: Agro-Energiepflanzen verschärfen Nahrungsmittelknappheit, Spekulation und sind umweltpolitisch umstritten

(Wien, 9. Dezember 2009) Der aktuelle Agrotreibstoff-Boom wirft eine Reihe von gravierenden Problemen auf: horrende Preissteigerung bei Grundnahrungsmitteln, Preis- und Pachtsteigerungen von Land, Vertreibung und Verarmung von Kleinbauern und -bäuerinnen, Wasserknappheit, Schäden für die Umwelt, Bedrohung der biologischen Vielfalt und eine Erhöhung der Treibhausgas-Emissionen. „Klar ist, dass Agrotreibstoffe nicht zum Klimaschutz, dafür aber zur Nahrungsverknappung beitragen. Klar ist auch, dass Frauen in armen Ländern die Hauptleidtragenden sind,“ zeigt sich die Obfrau des österreichischen Netzwerkes „Women in Development Europe“ (WIDE), Renate Schneider, besorgt.

Das Österreich-Netzwerk von WIDE hat ein detailliertes Positionspapier zum Thema „Agrotreibstoffe – globale Ernährungssicherung, Recht auf Nahrung und Auswirkungen auf Frauen“ ausgearbeitet, um es der österreichischen Delegation zur Klimakonferenz in Kopenhagen mitzugeben. Darin werden Österreichs internationale Verpflichtungen für das Menschenrecht auf Nahrung sowie zum Schutz des Klimas und der biologischen Vielfalt eingemahnt. Österreichs Ziele der Beimengung von 10 Prozent Agrotreibstoffen bis 2010 und 20 Prozent bis 2020 stehen im Widerspruch zu diesen Verpflichtungen. Während von der EU nur etwa halb so viel Beimengung verlangt wird, hat sie darüber hinaus begonnen, die schwerwiegenden sozialen und ökologischen Bedenken gegen Agrotreibstoffe zur Kenntnis zu nehmen..

Die konventionelle und industrielle Landwirtschaft tragen enorm zur Treibhausgas-Produktion bei. Landwirtschaft sollte daher auf dem Klimagipfel in Kopenhagen ein prominentes Thema sein – ist es aber nicht. Mit der Schaffung neuer Anbauflächen durch Rodung und Trockenlegung von Mooren, die durch den Anbau von Agro-Energiepflanzen vorangetrieben werden, wird der landwirtschaftliche Treibhausgas-Ausstoß nur noch steigen. Die Beimengungsziele der Industriestaaten und Agro-Energiepflanzen müssen daher in Kopenhagen explizit auf die Tagesordnung. Sie sind keine sinnvolle, nachhaltige Lösung für die Energie- und Klimakrise.

„Ersatz für Erdöl und Energieproduktion für die Reichen dürfen keinesfalls auf Kosten der Ernährung der Armen und damit der Frauen gehen – wie im Fall der Agrotreibstoffe. Statt dessen brauchen wir Sofortmaßnahmen zur drastischen Reduktion des Energieverbrauchs und zur Förderung des öffentlichen Verkehrs,“ betont Schneider. Das WIDE-Positionspapier präsentiert eine Reihe von konkreten Vorschlägen, wie den Umstieg auf erneuerbare nachhaltige Energieträger und auf Biolandbau, Vorrang für die Nahrungsmittelproduktion und Ernährungssicherung, Spekulationsverbot auf Agrarprodukte. „Weiters fordern wir ein Moratorium auf jedwede Beimischungsziele, ein Importverbot von Agrotreibstoffen und allgemein einen sozial, frauenpolitisch und ökologisch verträglichen Welthandel“, sagt Schneider.

Rückfragehinweis:

WIDE – Netzwerk Women in Development Europe, office@wide-netzwerk.at, (+43-1)3174031,sowie Gertrude Klaffenböck (FIAN), 0043-650-4055511 und Eva Lachkovics 4000/81823


Die Stadt Wien muss Taten setzen, damit alle Zugang zu Bioprodukten haben.

Alle Wienerinnen und Wiener ernähren sich von Bio-Lebensmitteln. Bis 2020 soll das umgesetzt sein. Das wünschte sich ein Publikumsteilnehmer bei unserem StadtexpertInnengespräch „Bio für alle?“ am 17. September im Rathaus. Ein etwas unrealistischer Wunsch. Denn niemand kann und soll gezwungen werden, sich auf bestimmte Weise zu ernähren. Aber es ist natürlich wünschenswert, dass es irgendwann in der Zukunft keine mit Agrogiften verunreinigten Lebensmittel mehr gibt und Landwirtschaft umweltgerecht betrieben wird. Bis dahin werde ich mich auf Wiener Ebene dafür einsetzen, dass sich jeder und jede Bioprodukte leisten kann. Dazu braucht es einerseits Anreize für den Biolandbau und für Biobauern und -bäuerinnen, damit sie nach Wien kommen, und andererseits Armutsbekämpfung. So manche Alleinerzieherin kann sich derzeit kaum das Jausenbrot für ihr Kind, ihre Kinder leisten, geschweige denn ein Bio-Jausenbrot.

Das Podium des StadtexpertInnengesprächs "Bio für alle?" mit Alois Huber vom Spar, der Moderatorin Julia Ortner vom Falter, mir, Gerhard Zoubek vom Biohof Adamah und Stefan Maran vom Biomarkt Maran. Leider fehlt Margit Stolzlechner von den Hollerei-Restaurants auf den Fotos.

Das Podium des StadtexpertInnengesprächs „Bio für alle?“ mit Alois Huber von Sparder Moderatorin Julia Ortner vom Falter, mir, Gerhard Zoubek vom Biohof Adamah und Stefan Maran vom Biomarkt Maran. Leider fehltMargit Stolzlechner von den Hollerei-Restaurants auf diesem Foto.

Biolandbau in Wien ausbauen

Die Stadt Wien muss mit gutem Beispiel voran gehen. Sie sollte alle ihre landwirtschaftlichen Flächen auf Biolandbau umstellen. Derzeit sind das nur die drei Ackerbauflächen in Wien, nicht aber die in Laxenburg, Rannersdorf und Eggenburg sowie die Weingärten am Cobenzl. Eine offensive Förderung des Umstiegs von privaten Wiener Betrieben auf Biolandbau sei ebenfalls dringend nötig. Derzeit sind weniger als 10% der Wiener landwirtschaftlichen Betriebe Biobetriebe. Österreichweit werden 16% der landwirtschaftlichen Nutzfläche biologisch bebaut. Das Ziel, bis zum Jahr 2020 eine 20%-Quote zu erreichen, wird jedoch gerade jetzt von Landwirtschaftsminister Berlakovich enorm gefährdet. Denn nur noch bis Ende 2009 gibt es die Förderung für die Umstellung von konventionellen Betrieben auf Biolandbau. Die vom Grünen Landwirtschaftssprecher Wolfgang Pirklhuber geforderte Verlängerung dieses Programms, wurde abgelehnt.

Julia Ortner und ich

Julia Ortner und ich

Biobauern und -bäuerinnen auf die Wiener Märkte

In Wien brauchen wir auch Anreize für Biobauern und -bäuerinnen, damit sie vermehrt ihre Produkte auf den Wiener Bauernmärkten und auf mobilen Märkten anbieten. Dafür soll Infrastruktur bereitgestellt und die Standmieten für Biobauern und -bäuerinnen vergünstigt werden. Bioanbau auf kommunikations- und integrationsfördernden Gemeinschaftsbeeten in Gemeindebauhöfen kann ebenfalls für mehr leistbares gesundes Essen in Wien sorgen. Das muss durch die Bereitstellung von Flächen und Anleitung zum Bioanbau für die Gemeindebau-BewohnerInnen ermöglicht werden. Auch andere öffentliche Flächen könnten dafür genutzt werden.

Stefan Maran

Stefan Maran vom Biomarkt Maran

Bio für Klima und Gesundheit!

Der Biolandbau emittiert um 60% weniger Treibhausgase als die konventionelle Landwirtschaft. Zudem entsteht aus Kunstdünger Lachgas, ein Stickoxid, das etwa 300-mal klimaschädlicher wirkt als CO2. Bioessen ist besser und gesünder. Das ergab eindeutig und zweifelsfrei eine EU-weite Studie, an der 31 europäische Institutionen fünf Jahre lang geforscht hatten – veröffentlicht im April 2009. Im Zeitalter des Klimawandels muss jede Möglichkeit genutzt werde, den Ausstoß an Trei8bhausgasen zu reduzieren. Quantitativer Umstieg auf Biolandbau ist demnach das Gebot der Stunde. Und gesundes und ökologisch einwandfreies Essen muss allen zur Verfügung stehen. Es darf kein Privileg der besser Verdienenden mehr sein!

Alois Huber
Margit Stolzlechner
Alois Huber von Spar (rechts) und
Margit Stolzlechner von der Hollerei (unten)